Geburtstagsfeiern werden in Griechenland bestenfalls für Kleinkinder ausgerichtet. Im übrigen wird dem Geburtstag nur geringe, dem persönlichen Namenstag dagegen sehr hohe gesellschaftliche Bedeutung zugemessen. Eine kurze schriftliche bzw. insbesondere auch telefonische Gratulation kommt also immer gut an: "Chrónia Pollá" (= wörtlich: "viele Jahre").
Hinweis: zwar führt der Kirchenkalender einige Namen mehrfach auf, jedoch feiert jede Person nur einmal im Jahr Namenstag; im Zweifelsfall ist also der "richtige" Termin in Erfahrung zu bringen.
Traditionell erhalten die erstgeborenen Kinder in Griechenland die Namen der Eltern ihres Vaters. Wenn das erstgeborene Kind ein Junge ist, erhält es also den Namen des Großvaters väterlicherseits, ein Mädchen entsprechend den Namen der Großmutter. Weitere Kinder werden dann sinngemäß nach den übrigen Großeltern, den Geschwistern der Eltern (also Onkeln und Tanten des Kindes) sowie schließlich auch besonders nahe stehenden Personen benannt.
Insbesondere bezüglich erstgeborener Kinder gilt eine Abweichung von dieser Tradition nach wie vor als empfindliche Beleidigung der übergangenen Person (also eines der Großeltern des Kindes) und als Indiz für familiäre Diskrepanzen.
Anders als in Deutschland wird der Name eines neugeborenen Kindes in der Regel nicht bereits bei seiner Geburt "offiziell" bekannt gegeben bzw. standesamtlich registriert, sondern erst mit der Taufe nach dem griechisch orthodoxen Ritual. Selbst heute werden somit vor der Taufe verstorbene Kinder oft nicht namentlich genannt, sondern als "Awáptisto" (= Ungetauftes) angeführt.
Während des Rituals der Taufe bestimmt ausschließlich (!) der Taufpate den Namen des Kindes. Üblicherweise stimmen sich natürlich die Eltern des Täuflings vorher mit dem Paten ab, jedoch sind derartige Abmachungen nicht bindend ... .
Gemäß der Tradition sind übrigens die Eltern des Täuflings nicht bei der Taufe anwesend, sondern warten zu Hause (oder zumindest außerhalb der Kirche) darauf, dass ihnen der (Tauf-) Name ihres Kindes von einer wetteifernden bzw. -laufenden Kinderschar gegen ein kleines Geldgeschenk bekannt gegeben wird; allerdings gerät dieser Brauch zunehmend in Vergessenheit.
Wie auch in der katholischen Kirche feiern orthodoxe Griechen ihren Namenstag an dem Tag, an dem die Kirche gemäß dem Kirchenkalender einer / eines gleichnamigen Heiligen gedenkt. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass sich einige Pastoren nach wie vor weigern, Kinder auf nicht im Kirchenkalender aufgeführte Namen zu taufen. Wer wiederum mit einem "unchristlichen", also nicht im Kirchenkalender vertretenen Namen bedacht wurde, kann folglich auch keinen Namenstag feiern.
Anders als zu einer Geburtstagsfeier wird zur Feier des Namenstags nicht eingeladen: alle Verwandten, Freunde und engeren Bekannten gelten per Definition als geladen, und selbst entferntere Personen dürfen sich unter Beachtung grundsätzlicher Anstandsregeln unangemeldet einstellen.
Die unter Handschlag an die / den Feiernde(n) zu richtende Gratulation lautet "Chrónia Pollá" (= wörtlich: "viele Jahre"), während an den Ehepartner bzw. die Eltern der Wunsch "Na tin / ton chérese" - oder im Plural "Na tin / ton xéreste" - gerichtet wird, was wörtlich ungefähr so viel bedeutet wie "Freut auch an ihr / ihm". Geschenke sind selbstverständlich üblich und willkommen.
Die Besucher stellen sich in der Regel am frühen Abend ein. Oft herrscht jedoch auch ein ständiges Kommen und Gehen, sodass dann in geselliger Runde bis in die späten / frühen Stunden ausgiebig gespeist, getrunken, gesungen und auch musiziert wird.
Die nachstehend aufgeführten Namenstage sind mit dem Osterfest verknüpft und fallen deshalb auf jährlich variierende Termine:
Theódoros, Theodóra, Dóra | Samstag nach Rosenmontag (43 Tage von Ostern) |
Lásaros | Samstag vor dem Palmsonntag |
Wáios, Waía, Wáia | Sonntag vor Ostern |
Josíf | Karmontag |
Geórgios, Georgía, Jórgos | 23. April, wenn Ostern vor den 23. April fällt, sonst Ostermontag |
Soí, Pigí | 5 Tage nach Ostern (Freitag) |
Thomaí, Thomás | erster Sonntag nach Ostern |
Folgende Namen werden mehr als einmal im Kalenderjahr gefeiert:
Alexándra | Evfimía | Josíf | Serafím |
Aléxandros | Faní | Kosmás | Symeón |
Anárgyros | Fánis | Lukás | Theofanía |
Androníki | Fénia | Lukía | Theofánis |
Andrónikos | Flóra | Mágda | Uranía |
Anna | Fotiní | Magdaliní | Xéni |
Argýris | Fótios | Sára | Zacharénia |
Christódulos | Fótis | Sacharías |
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Damianós | Jerásimos | Sacharúla |
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Obwohl wie bereits angesprochen die traditionellen Bräuche und Sitten - in letzter Zeit nicht zuletzt auch infolge wirtschaftlicher Entwicklungen - in den Hintergrund geraten, genießen "Nonós" (= Taufpate) und "Noná" (= Taufpatin) in der griechisch orthodox geprägten Gesellschaft auch heute besonderes Ansehen, wobei ein traditioneller und primärer Aspekt der Patenschaft die Festigung sozialer und gesellschaftlicher Bindungen ist.
Ernsthafte Taufpaten übernehmen nicht nur einmalig konkrete finanzielle Verpflichtungen (wer einer griechisch orthodoxen Taufe beiwohnte, weiß was gemeint ist ...), sondern im Rahmen ihrer Verhältnisse und Möglichkeiten auch eine lebenslängliche Verantwortung (sprich "Mitelternschaft") für ihr Patenkind. Andererseits ist jedoch in einer intakten Beziehung zwischen Paten und Patenkind auch letzteres gefordert, zur Pflege der Beziehung beizutragen und die Paten in Ihrer gesellschaftlichen Stellung zu bestätigen.
Griechische Namenstage
Hinweis: mit ** und *** gekennzeichnete Namenstage existieren 2x bzw. 3x im Jahr.
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